5 wirksame Wege, wie du als Führungskraft mit Stress umgehen kannst
- Gesche Henties
- 1. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Sept.

Wenn Stress zum Dauerzustand wird
Als ich letzte Woche mit Annett im Coaching saß, erzählte sie mir, dass sie das Gefühl habe, kaum noch Luft zu bekommen. „Wenn es so weitergeht, lande ich im Burnout“, sagte sie.
Annett ist 49, Führungskraft in einer Verwaltung, engagiert, erfahren. Sie mag ihren Job und ihre Mitarbeitenden.
Doch ihre Tage sind übervoll:
To-do-Listen, die immer länger werden
Mitarbeitende, die ständig etwas von ihr wollen
Nächte ohne Schlaf
Tage, die sie nur noch müde durchschleppt
Irgendwann stellte sie mir die Frage: „Bin ich für diesen Stress mal Führungskraft geworden?“
Aus meiner Arbeit mit vielen Führungskräften und aus Studien, wie der AOK-Stressstudie 2023, weiß ich:
49 % aller Beschäftigten leiden unter großem Zeitdruck.
Bei Führungskräften ist dieser Wert noch höher.
Stress ist für Führungskräfte längst kein Ausnahmezustand mehr, sondern Alltag.
In diesem Artikel zeige ich dir fünf wirksame Wege, wie du mit Stress umgehen kannst, ohne dein Leben komplett umzukrempeln.
Es geht um Klarheit, Delegieren, Pausen, innere Haltung und Austausch. Du erfährst, wie du Schritt für Schritt mehr Entlastung findest und warum Stressmanagement eine zentrale Führungsaufgabe ist.
1. Du brauchst Klarheit!
Annett hatte irgendwann drei To-do-Listen parallel für verschiedene Aufgabenbereiche. Statt Überblick entstand Chaos. Immer wieder vergaß sie etwas, ihr Kopf drehte sich im Kreis.
Stress entsteht oft durch Unklarheit und offene Schleifen:
Was ist gerade dringend, was wichtig?
Wer übernimmt welche Verantwortung?
Welche Themen kann ich bewusst verschieben?
Wenn diese Fragen unbeantwortet bleiben, laufen im Kopf unzählige Programme gleichzeitig, wie zu viele offene Tabs am Computer. Das macht müde, gereizt und steigert den Druck.
Was du tun kannst:
Führe eine einzige, aktuelle To-do-Liste.
Markiere deine Top 3 Prioritäten pro Woche.
Frage dich: „Welche dieser Aufgaben bringt mein Team oder meine Organisation wirklich weiter?“
Alles andere darf warten oder delegiert werden.
To-do-Listen sind wichtig, aber noch wichtiger ist Priorisierung. Jede geschlossene Schleife gibt dir sofort Entlastung.
2. Du musst lernen zu delegieren!
Annett erzählte mir, dass sie zwar Aufgaben abgab, aber ständig nachhaken musste. Das stresste mehr als vorher.
Der Grund: Sie gab ab, aber sie delegierte nicht.
Abgeben bedeutet:
Aufgabe „loswerden“
Keine Vereinbarung über Ergebnisse oder Termine
Ständiges Nachfragen nötig
Aufgabe schwirrt unklar im Raum
Delegieren bedeutet:
Verantwortung und Aufgabe übergeben
Klare Ziele, Deadlines und Absprachen
Vertrauen in die Eigenständigkeit
Ergebnisse kommen zuverlässig zurück
Das ist der Unterschied zwischen zusätzlicher Belastung und echter Entlastung.
Was du tun kannst:
Frag dich bei jeder Aufgabe: „Muss ich das wirklich selbst machen?“
Kläre beim Delegieren: Was genau ist das Ziel? Bis wann? Welche Zwischenschritte gibt es?
Vertraue und kontrolliere nicht permanent. Das ist auch Stressbewältigung!
Delegieren ist einer der größten Stresskiller. Es entlastet dich und stärkt dein Team zugleich.
Reflexionsfrage: Welche Aufgaben, die dich gerade am meisten stressen, könntest du in den nächsten 7 Tagen klar delegieren?
Du möchtest mehr darüber erfahren? Hier findest du meinen Blogartikel zu diesem Thema: Delegieren oder abgeben?
3. Du musst Pausen einlegen!
Annett strich ihre Mittagspause oft, „weil noch so viel zu tun war“. Doch am Nachmittag merkte sie: Sie war müde, unkonzentriert und machte mehr Fehler.
Viele Führungskräfte sehen Pausen als Luxus. Der Kalender ist voll, das Postfach quillt über, die Tür steht nie still. Da wirkt eine Pause wie Zeitverschwendung. Doch das Gegenteil ist der Fall:
Pausen sind Professionalität. Sie sorgen für:
mehr Fokus
bessere Entscheidungen
weniger Fehler
höhere Resilienz
Schon fünf Minuten bewusstes Innehalten, ohne Handy, ohne Gespräche, können dich klarer machen als eine weitere Stunde Überstunden.
Was du tun kannst:
Plane Pausen so verbindlich wie Meetings.
Nutze kurze Atemübungen:
5 Sekunden einatmen
5 Sekunden halten
5 Sekunden ausatmen
Wiederhole drei Runden und spüre, wie dein Nervensystem sich reguliert.
Gerade in stressigen Zeiten brauchst du mehr Pausen, nicht weniger.
Extra-Tipp: Viele Führungskräfte bauen sich eine „Mikropause“ zwischen Terminen ein, nur 2 Minuten bewusstes Atmen oder den Blick aus dem Fenster schweifen lassen. Klein, aber ein wirkungsvoller Stressabbau.
4. Arbeite an deiner inneren Haltung!
Natürlich gibt es äußere Faktoren: Termindruck, Personalmangel, Konflikte. Doch mindestens genauso entscheidend ist deine innere Haltung.
Ich erlebe Führungskräfte, die unter denselben Bedingungen arbeiten und völlig unterschiedlich reagieren:
Die einen empfinden die Situation als spannenden Ansporn.
Die anderen fühlen sich von derselben Situation erdrückt.
Der Unterschied liegt oft in den inneren Stimmen:
„Ich muss perfekt sein, sonst enttäusche ich.“
„Ich darf niemanden enttäuschen.“
„Ich bin verantwortlich für alles.“
Diese Antreiber verstärken Stress massiv.
Was du tun kannst:
Prüfe regelmäßig: „Ist das wirklich mein Thema oder lade ich mir gerade etwas auf, das gar nicht auf meinen Tisch gehört?“
Erinnere dich: „Ich tue, was möglich ist und das reicht.“
Achte auf deine eigenen Grenzen und respektiere sie.
Dein Selbstwert ist der Schlüssel. Wer seine Grenzen kennt, steuert Stress aktiv.
Reflexionsfrage: Welche innere Stimme treibt dich am meisten an und wie könntest du ihr etwas Gelassenheit entgegensetzen?
5. Du brauchst Austausch mit anderen!
Annett fühlte sich anfangs allein gelassen. Sie dachte, ihre Probleme müsse sie selbst lösen. Erst als sie im Coaching anfing, darüber zu sprechen, merkte sie: Schon das Teilen brachte Entlastung.
Führung darf einsam wirken, muss es aber nicht sein. Viele Führungskräfte tragen ihre ganze Last eher still. Sie haben Angst, schwach zu wirken. Doch genau das macht den Stress schwerer.
Austausch verändert Perspektiven.
Ein kurzes Gespräch mit einer Kollegin
Sparring auf Augenhöhe
Professionelles Coaching
Andere sehen schneller, wo du dir unnötigen Druck machst oder Lösungen übersiehst.
Was du tun kannst:
Suche dir bewusst Räume für Austausch.
Nutze Netzwerke, Peergroups oder Coaching.
Teile deine Fragen, denn geteilter Stress wiegt leichter.
Stress verliert Macht, wenn er geteilt und reflektiert wird.
Vielleicht erinnerst du dich an Annett, die kaum noch Luft bekam. Genau diese fünf Wege haben ihr geholfen:
Klarheit schaffen.
Aufgaben delegieren.
Pausen nutzen.
Innere Haltung stärken.
Austausch suchen.
Diese Schritte klingen einfach, ihre Wirkung ist tiefgreifend. Sie bringen dir kurzfristig Entlastung und verändern langfristig deine Art zu führen.
Und genau hier liegt der Wert von Coaching:
Muster erkennen
Klarheit gewinnen
Strategien entwickeln, die direkt zu dir passen
Dranbleiben, wenn alte Muster wieder auftauchen
Sind wir mal ehrlich: Stress wird dich als Führungskraft nie ganz verlassen. Aber du kannst entscheiden, ob er dich steuert oder ob du ihn steuerst.
Checkliste: 5 Tipps für weniger Stress im Führungsalltag
Klarheit schaffen: eine Liste, klare Prioritäten, offene Schleifen schließen.
Delegieren statt abgeben: Verantwortung übertragen, Ergebnisse vereinbaren.
Pausen nutzen: Micro-Breaks, Atemübungen, Mittagspause einhalten.
Innere Haltung stärken: Grenzen anerkennen, Antreiber erkennen, Gelassenheit üben.
Austausch suchen: Sparring, Netzwerke, Coaching, Stress teilen statt allein tragen.
Druck dir diese 5 Punkte aus und lege sie sichtbar auf deinen Schreibtisch, so erinnerst du dich täglich daran, Stress aktiv zu steuern.
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Herzlichst
Gesche Henties
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